Slow Hiking: 10 praktische Tipps wie das Wandern auf die sanfte Tour gelingt und was es bringt

13. August 2021

UNAUFGEFORDERTE WERBUNG

Wanderweg von Hammersbach nach Garmisch-Partenkirchen

Du bist erschöpft, ausgelaugt, körperlich und seelisch am Ende? Gerne möchtest du einfach nur den Stecker ziehen, endlich loslassen von all dem Brass der letzten Monate und deinen Kopf gedanklich von den tagtäglichen Hiobsbotschaften, die ständig um das Thema Corona und andere Katastrophen kreisen, befreien.


Nur wie?

 

Gefangen im alltäglichen Trott, mittlerweile auch immer wieder in den eigenen vier Wänden, dreht sich das Gedankenkarussell, ohne Unterlass um negativ besetzte Themen - und das leider Nonstop!


Wie du es aushebeln kannst? Ganz einfach, indem du deine Wanderschuhe schnürst und dich dem Wandern auf die sanfte Tour verschreibst.


Ja, du hast genau richtig gehört. Mit dem Slow Hiking kannst du nicht nur deinen Stresspegel nach unten fahren, sondern ganz entspannt Körper, Geist und Seele auf die meditative und sehr regenerative Erfahrung des langsamen, bewussten Wanderns einstimmen.


Solltest du ein Wander-Newbie sein, macht es sowieso hochgradig Sinn, langsam und ohne sportlichen Zwang an das Thema Slow Hiking heranzugehen.

 

Blick auf die Waxensteine

Worauf kommt es also beim Slow-Hiking an?

1. kleine ziele setzen

Setze dir ein nicht zu ambitionierteres Ziel. Starte mit einer einfachen Tour, die nicht länger als zwei Stunden dauert und dir ein maximales Genusserlebnis beschert. Die gewählte Route sollte ein interessantes Ziel haben, dich von Anfang an motivieren und eventuelle Einkehrmöglichkeiten zur Rast und Verweildauer parat haben.

 

2. planung der wanderung und EInbauen von Zeitpuffern

Plane deine Wanderung im Vorfeld mit genügend Zeitpuffern ein. Ist die Route auf zwei Stunden ausgelegt, dann rechne für Pausen, Einkehr und Verweilmomente (z. B. zum Fotografieren) mindestens eine zusätzliche Stunde ein. So gerätst du nicht unter Zeitdruck und kannst deine Wanderung entspannt angehen und genießen.

 

3. der frühe Vogel fängt den Wurm

Starte rechtzeitig, bestenfalls gleich in der Früh, denn nicht nur der frühe Vogel fängt den Wurm, sondern auch du wirst mehr vom Tag erleben, wenn du nicht erst mit den Menschenmassen am späten Vormittag losmarschierst.

 

Das Wetter ändert sich übrigens immer gegen 15:00 Uhr. Dann solltest du deine Wanderung beendet haben und den verbleibenden Nachmittag für anderweitige Aktivitäten oder aber einfach nur zum Faulenzen, beziehungsweise zur Erholung und Regeneration nutzen.

 

durch die Wiesen wandern

alpine Flora

Talweg nach Garmisch-Partenkirchen

4. KOndition, Kraft und Ausdauer durch moderates Gehtempo trainieren

Übertreibe es beim Gehtempo niemals. Wandern ist ein Ausdauersport, kein Wettlauf mit der Zeit. Viele hoch motivierte Menschen meinen, auf die Berge laufen zu müssen. Wenn sie sich nicht gerade dem Trailrunning verschrieben haben, macht das aus rein gesundheitlichen Gesichtspunkten überhaupt keinen Sinn.

 

Ganz im Gegenteil: Unkonditioniert wählst du erst mal ein langsames Gehtempo, damit du dich gelenk- und herzkreislaufschonend sanft einlaufen kannst. Sobald du merkst, dass deine Kondition ein schnelleres Tempo zulässt und du dabei nicht gleich erschöpft zusammenbrichst, kannst und darfst du dich in deiner Geschwindigkeit steigern.

 

Auch ich laufe mich zu Beginn einer Wanderung immer langsam ein und ziehe erst nach und nach mein Gehtempo moderat an, bis ich ganz sicher sein kann, dass ich auch einen schnelleren Bewegungsrhytmus auf lange Sicht durchhalten kann.


Achtung: Viele Anfänger machen den Fehler, möglichst schnell durchzustarten, um dann auf halber Strecke oder sogar kurz vor dem Ziel schlappzumachen. Teile deine Kraft und deine Kondition lieber sorgfältig ein und hebe dir Reserven für den Endspurt auf. Dann hältst du auch bis zum Ziel ohne große Mühe und Anstrengung locker durch.

 

5. Akklimatisierung im Wandergebiet

Akklimatisiere dich, bevor du beim Wandern gleich in die Vollen gehst. Das gilt insbesondere für das Hochgebirge.

 

Luftveränderungen aufgrund der Höhenlage können bei einigen Menschen zu Unpässlichkeiten führen. "Berühmt-berüchtigt" dafür ist ganz besonders der Föhn, der durch teils drückendes, feuchtschwüles Wetter bei vielen Flachlandtirolern extreme Kopfschmerzen verursacht. Starte in den ersten Urlaubstagen wie unter Punkt 1) beschrieben mit kleinen Tal- und moderaten Höhenwanderungen, bevor du dir den ersten Gipfel zutraust.

 

durch die Wiesen zum Riessersee

6. Beschaffenheit der Wandertrails austesten und verinnerlichen

Gewöhne dich an die Beschaffenheit der Wanderwege. Ob einfache Forststraßen, verwurzelte Waldtrails, alpine Bergpfade - jeder Wanderweg hat seine höchst individuellen Herausforderungen.

 

Dies gilt insbesondere, wenn die Pfade mit rutschigem Geröll übersäht sind, nassgeregnet und dadurch matschig, steil, abschüssig oder eben stark mit Baumwurzeln "gepflastert" sind. Ebene Wege sind die meisten von uns gewohnt. Nahezu blind können wir sie gehen.


Alle anderen Wanderwege müssen wir uns erst mit unserer Flachlandmotorik neu erarbeiten.

 

7. Die richtige Atemtechnik anwenden

Lerne über die Nase tief in den Bauch einzuatmen und über den Mund kräftig auszuatmen. Das entspannt nicht nur enorm, sondern hilft dir ganz bewusst deine mentale und körperliche Kraft beim Wandern zu stärken und weiter zu konditionieren.

 

Sauerstoffgetränkt setzt du mit dieser Atemtechnik ungeahnte Energien in dir frei. Das Wandern fällt dir leichter, dein Bewegungsapparat wird aufrechter und dein unruhiger Geist kann sich vom Stress und anderen unangenehmen Gedankenströmen mit jedem Atemzug bewusst lösen.

 

alpine Vegetation am Wegesrand

Blick auf die Waxensteine vom Riessersee

am Riessersee bei Garmisch-Partenkirchen

8. Teleskopstöcke als Allrounder für Balance, Kraft und Gehrhythmus

Wanderstöcke unterstützen zu Beginn die Koordination deiner Bewegungsabläufe. Und nicht nur das: Sie helfen dir zudem in deinen eigenen komfortablen Rhythmus zu finden.

 

Darüber hinaus entwickelst Du mit ihnen deine noch nicht so ausgeprägte Hubkraft beim Bergaufsteigen, stärkst damit deine Beinmuskulatur, deinen Rumpf und insbesondere die Armmuskulatur nachhaltig. Wanderstöcke sind unabdingbar, wenn du auf alpinem Gelände noch wenig ausbalanciert und trainiert bist.

 

9. Kurze, aber regelmäßige Pausen einplanen

Plane kurze, aber regelmäßige Pausen ein, damit du deine schwindenden Kräfte neu sammeln und das Erlebnis Natur vollumfänglich genießen kannst.

 

Nichts ist schlimmer, als stundenlang stur vor sich hinzumarschieren, ohne überhaupt etwas mit den eigenen Augen von der Schönheit der umliegenden Landschaft eingefangen zu haben. Um wieder zu Kräften zu kommen, ist eine Brotzeit unabdingbar.

 

Nur sollte man lieber einmal länger eine kurze Pause von maximal 15 Minuten als eine zu lange Unterbrechung einkalkulieren, da ansonsten die warm gelaufene Muskulatur erkaltet, steif wird und genau das beim Neustart zu erheblichen Schmerzen führen kann - die sogenannten Vorboten des Muskelkaters.

 

Badeanstalt am Riessersee

10. Individuelles Wandertempo bestimmen

Lasse dich niemals von deinem Vordermann zu einem anderen Wandertempo antreiben als deinem eigenen. Der Frust und die vorzeitige Erschöpfung sind damit nur vorprogrammiert.


Denke daran, dass du der eigene Gradmesser für deinen Wandererfolg bist. Solltest du noch nicht gut genug mit deiner Wanderseilschaft mithalten können, dann merke dir ein Wandergebot:

 

Es wird immer auf das schwächste Glied in der Kette Rücksicht genommen, was bedeutet, der Schnellere wartet auf den Langsameren oder anders gesagt, der Erste wartet auf den Letzten.

 

Mein Tipp für dich: Lass dich nicht kirre machen und lass dich von deinem gewählten Tempo bloß nicht abbringen. Du kommst zu hundert Prozent auch an dein Ziel, vielleicht nicht ganz so schnell wie die anderen, aber du erreichst das Ziel; nur später - und nur darauf kommt es wirklich beim Slow Hiking an.

 

herrliche Flora am Riessersee

und nun die Frage, was dir das Slow Hiking überhaupt bringt?

  1. Es hilft dir mentalen Stress auf lange Sicht abzubauen, ist ebenso wirkungsvoll wie Yoga, Meditation und jede andere Ausdauersportart.
  2. Du lernst mit dem Rhythmus der Natur im Einklang zu sein, vergisst Zeit und Raum, erkennst Witterungsverhältnisse und kannst sie auf Wetterumschwünge (z. B. herannahende Gewitter, aufkommende Unwetter etc.) deuten.
  3. Krankheitsbilder wie Depressionen oder Angstneurosen können durch das Slow-Hiking gemildert werden. Das ist wissenschaftlich sogar nachweislich bestätigt. Damit einhergehend sorgt das Slow-Hiking und das Wandern generell für ein stärkeres Selbstbewusstsein.

  4. Die Bewegung in der Natur lässt dich zu dir selbst finden, lässt dich erkennen wer du bist und fördert zudem deine Kreativität. Negative Gedankenspiralen werden durch regelmäßiges Wandern unterbunden und sogar durchbrochen.
  5. Körperliche Bewegung ist gesund, wandern ist zudem gelenkschonend und stärkt das Herz-Kreislaufsystem. Viele moderne Krankheiten können durch Ausdauersportarten, ganz besonders, wenn sie an der frischen Luft unter freiem Himmel praktiziert werden, unterbunden werden.

  6. Slow Hiking macht glücklich und zufrieden. Regelmäßige Bewegung in der Natur, faszinierende Outdoor-Abenteuer bereichern den Alltag und schaffen Erlebnisse, die von unvergesslich schönen Erinnerungen geprägt sind. Und genau diese Erinnerungen füllen die Lebenszeit sinnvoll aus. Und das macht uns einfach glücklich.

  7. Wenn du vom Freiheitsgedanken beseelt bist, weil dein Alltag dich immer nur einschränkt, dann geh einfach wandern. Soweit deine Füße dich tragen, so weit reicht auch deine Freiheit. Und wenn dich deine Füße noch weiter tragen, dann reicht auch deine Freiheit entsprechend weiter.

Pause am Riessersee

Also los. Worauf wartest du noch? Geh es an. Gründe genug habe ich dir mit meinen Tipps für das Wandern und den positiven Effekten des Slow Hiking auf dein gesamtheitliches Wohlbefinden hoffentlich geliefert.

 

Viel Spaß bei der schönsten Outdoor-Aktivität wünscht dir von Herzen...

 


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