wertvolle wandertipps: Teil 1

EINE ANLEITUNG MIT DER GARANTIERT NICHTS SCHIEFGEHEN KANN

16. OKTOBER 2020

UNAUFGEFORDERTE WERBUNG

©Nicole Hacke / im Flussbett der Vikos-Schlucht

Aller Anfang ist schwer. Das muss beim Wandern keineswegs der Fall sein. Mit der richtigen Vorbereitung und einer grundsätzlich respektvollen Einstellung zur Natur kann so gut wie nichts schief gehen.

 

Auch wenn du zum ersten Mal deine Wanderschuhe schnürst, den Rucksack packst und noch gar nicht weißt, was dich auf deiner Jungfernwanderung erwartet, dann lass dich doch einfach ein wenig von mir an die Hand nehmen und dir wertvolle Tipps für ein sorgenfreies und unkompliziertes Wandererlebnis geben.

 

Gänzlich unvorbereitet solltest du jedenfalls nicht in die Berge, über das Wattenmeer und auch sonst in keine Wildnis starten, da böse Überraschungen gerade dort lauern, wo du sie wahrscheinlich nicht erwartest.

 

Naivität und Unwissenheit werden in den meisten Fällen hart bestraft. Deshalb sollen dir folgende Tipps und Anregungen zu einem rundum gelungenen Wanderexkurs verhelfen:

 

©Nicole Hacke / Flussbett der Vikos-Schlucht

1. Proviant und ausreichend Wasser

 

Je nachdem, wie lange du unterwegs bist, ob du im Flachland oder im Hochgebirge wanderst, in moderat temperierten Gefilden oder mediterran wärmeintensiven Regionen aktiv bist, es ist in jedem Fall immer wichtig, ausreichend Proviant und vor allem Wasser mit sich zu führen.

 

Zu leicht kannst du während einer längeren Tour dehydrieren, weil sich auf dem Weg keine einzige Quelle auftut, du viel zu wenig Wasservorräte mitgenommen hast und dein Ziel noch in weiter Ferne liegt.

 

Um solche Anfängerfehler zu vermeiden, informiere dich über die Streckenlänge, die Wegbeschaffenheit, Einkehrmöglichkeiten und vorhandene Wasserstellen oder Quellen.

 

Das Gleiche gilt für deinen Energiehaushalt. Abhängig von der Schwierigkeit und Länge deiner geplanten Tour solltest du auch beim Proviant nicht sparen. Energieriegel für zwischendurch, Obst sowie belegte Brote oder aber Traubenzucker als Notfallration zum Einwerfen helfen, um dich vor dem sicheren Erschöpfungszustand zu bewahren.

 

Als Daumenwert gilt: Mindestens zwei, wenn nicht sogar drei Liter Wasser pro Kopf einpacken, dann bist du eigentlich immer auf der sicheren Seite.

 

©Nicole Hacke / in der Vikos-Schlucht

2. Ausrüstung, Funktionskleidung, wichtige Gadgets

 

Die richtigen Wanderschuhe:

 

In Abhängigkeit des Wandergebiets empfehle ich entweder Trekking-Schuhe oder aber richtige Wanderstiefel, die sich im Hochgebirge und auf extrem alpinen Pfaden hervorragend eignen. Wanderstiefel sind der Allrounder schlechthin. Und da sie überknöchelhoch sind, hat dein Fußgelenk zugleich eine besondere Stabilität, damit du nicht gleich bei jeder Unebenheit böse umknickst und dir im schlimmsten Fall noch den Knöchel dabei verstauchst.

 

Wichtig: Nimm speziell bei Wanderschuhen immer eine ganze Nummer größer, als es deine reguläre Schuhgröße ist, denn ansonsten kann es dir passieren, dass du beim Bergabgehen deine Zehen quetscht, stauchst und sogar übel verletzt. Die Pufferzone im größeren Wanderschuh dient sowohl dafür, deinen dicken Wandersocken Platz zu verschaffen als auch deinen Füßen so viel Komfort wie nur möglich zu geben. Ganz ehrlich: Deine Füße werden es dir bis ans Ende deiner Tage danken!

 

Funktionsbekleidung, Wechselkleidung:

 

Selbstverständlich kann man auch in Jeans und Turnschuhen wandern. Das kann allerdings anstrengend werden, insbesondere dann, wenn du durch die dünne Sohle deiner "Stadtläufer" jeden noch so kleinen Stein verspürst und dir zudem die Jeans irgendwann wie eine Gummihaut an den Beinen klebt.

 

Viel besser sind dagegen Funktionshemden und -hosen, die am Körper wie eine zweite, bequeme Haut anliegen, schweißabsorbierend sind, schnell trocknen, leicht und zugleich temperaturausgleichende Eigenschaften besitzen. Wenn du einmal stundenlang bei Wind und Wetter, extremer Sonneneinstrahlung, Regen und vielleicht sogar Schnee gewandert bist, weißt du, wovon ich spreche.

 

Nimm vor allem immer Wechselkleidung mit, denn solltest du einmal komplett durchnässt sein, wird es irgendwann kalt auf der Haut, du fängst an zu zittern und drohst, dich zu verkühlen und dir womöglich eine Erkältung einzufangen.

 

©Nicole Hacke / zweite Etappe auf dem Weg zum Olymp

Steighilfen - Teleskopstöcke, Spikes und dergleichen

 

Manch einer braucht sie nicht, andere wiederum schwören auf die schlanken Wegbegleiter. Für mich sind Teleskopstöcke ein absolutes "Must-have". Ich liebe sie einfach, denn sowohl beim Bergauf- als auch beim Bergabsteigen unterstützen sie mich zuverlässig und gleichen meinen Mangel an muskulärer Kraft in den Pobacken und Oberschenkeln locker aus.

 

Zudem kann ich mit ihnen mein Gleichgewicht gut halten. Ich fühle mich sicher und hüpfe beinahe wie eine Gams locker und flockig mühelos über Stock und Stein.

 

Und nicht zu vergessen: Bremsen beziehungsweise Beschleunigen können die Dinger auch noch, je nachdem wie viel Brems- und Schubkraft man mit den Armen auf seine Teleskopstöcke ausübt.

 

Spikes sind besonders im Winter wärmstens zu empfehlen, wenn die Beschaffenheit des Schnees auf unzureichend geräumten Wanderwegen zwischen rutschig und eisglatt tendiert. Mit den Spikes, die man sich unter die Wanderstiefel schnallt, kann man problemlos auf spiegelglatter Fläche laufen, da sich die spitzen Metallknöpfe in die Eisoberfläche bohren und dadurch sicheren Halt verleihen.

 

©Nicole Hacke / von Vradeto zur Vikos-Schlucht

Einen Rucksack...

 

...braucht man immer. Da ich kein Zelt, keinen Schlafsack und auch sonst kein mobiles Zuhause auf meinen Wanderungen mitschleppe, reicht mir ein mittelschwerer (3-5 Kilogramm) Rucksack, der Proviant, Wechselkleidung, Wasser und meine Fotoausrüstung fassen kann.

 

Sein Eigengewicht sollte leicht sein und es sollte genügend Platz für eine Wasserblase oder aber Außentaschen für Wasserflaschen geben. Ansonsten sollte man auf eine ergonomiegerechte Passform achten, da nichts schmerzhafter sein kann, als durch Tragemängel verursacht Rückenprobleme zu erleiden.

 

Ein weiteres Goodie ist die Regenhülle, die sich meistens am Boden eines jeden gut ausgestatteten Rucksacks befindet.

 

Gadgets: GPS als Orientierungshilfe bei Wildwestaktionen

 

Ein GPS-System brauche ich in der Regel nicht, denn ich halte mich so gut wie immer an die ausgeschilderten Wege. Querfeldein ist nicht mein Ding und darüber hinaus auch noch gefährlich.

 

Wer dennoch der Meinung ist, er müsse mal vom Weg abkommen, das Abenteuer Wildnis ausprobieren und querfeldein laufen, der benötigt definitiv ein GPS-System. Alternativ kann auch ein Kompass helfen. In Schottlands Hochmooren und in Devons Dartmoor ist ein Kompass sogar unumgänglich, da es wenig ausgewiesene Wanderwege gibt, das Areal so weiträumig und unübersichtlich ist, dass sogar hin und wieder Menschen in diesen Naturschutzgebieten spurlos verschwinden.

 

Somit kann für die eine oder andere Region Kompass und Co. nicht schaden. Bestenfalls informierst du dich in den Touristenbüros, Wander- und Alpenvereinen der jeweiligen Länder und Regionen vorab über die Beschaffenheit der Wanderwege.

 

Sonnenschutz (gerne ein Buffer für den Kopf)

 

Allzu gerne trage ich einen Sonnenschutz in Form eines Buffers auf meinem Charakterkopf. Würde ich es nicht tun, bekäme ich höllische Kopfschmerzen, meine Haare zerzausten und flögen mir die ganze Zeit ins Gesicht, und auch der Schweiß liefe mir obendrein unaufhaltsam den Nacken herunter.

 

Mit einem Buffer ist das alles kein Thema, da dieser Schweiß absorbiert, das Haupt vor der Sonne schützt und die Frisur in Form bleibt. Damit hätte ich drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen!

 

©Nicole Hacke

3. Beachte die Regeln der Naturschutzgebiete

 

1. Keine artgeschützten Blumen pflücken

2. Auf den ausgewiesenen Wanderwegen bleiben

3. Nicht in freier Wildbahn campen, nächtigen

4. Keinen Unrat in der Natur entsorgen

5. Kein Feuer (Lagerfeuer) zünden oder rauchen

6. Vor Einbruch der Dunkelheit eine sichere Übernachtungsmöglichkeit finden

7. Auf Steinschlag achten, nicht vorsätzlich eine Lawine auslösen

8. Laute Geräusche vermeiden, die Natur und den Lebensraum respektieren

 

Warum ich das erwähne? Weil es einfach so essenziell wichtig ist, dass wir uns als Wanderer nicht wie die Axt im Walde aufführen. Es sollte uns ein Anliegen sein, unsere Natur zu schützen, sie zu bewahren und als Gast, als der wir uns in ihr aufhalten, respektvoll mit ihren Bewohnern umzugehen.

 

Sicherlich kann uns keiner verbieten, Blumen am Wegesrand zu pflücken, laut zu johlen, Unrat in die Natur zu werfen oder einfach mal querfeldein zu marschieren.

 

Allerdings werden es uns unsere Nachkommen nicht wirklich danken, wenn wir uns so dermaßen daneben benehmen. Im schlechtesten Fall rächt sich die Natur irgendwann an unserem fahrlässigen Verhalten.

 

Warum sollten wir es also darauf ankommen lassen? Genießen wir doch einfach den wundervollen Lebensraum Natur und hinterlassen wir ihn so unberührt, wie wir ihn vorgefunden haben.

 

©Nicole Hacke

4. Verhalten gegenüber wilden Vierbeinern und Co.

 

 Achtung Weidevieh!

 

Hilfe, die Kühe sind los! Laut schreiend kam mir vor ein paar Jahren eine junge Frau entgegengerannt, die voller Überzeugung war, dass ein paar harmlose Kühe es wohl auf sie abgesehen hätten.

 

Tatsächlich kann eine Kuhherde gefährlich sein, ganz besonders dann, wenn die Muttertiere Jungen haben. Dann kann es sogar sehr brenzlig werden.

 

Was du tunlichst vermeiden solltest: Tiere nicht erschrecken, aufscheuchen oder gar füttern.

 

Was ist ratsam? Tiere nicht beachten, zügig deines Weges gehen, Jungtiere nicht streicheln, dann kann relativ wenig passieren. Dennoch solltest du achtsam sein, denn die Statistik belegt, dass es jedes Jahr immer wieder zu Zwischenfällen, teils auch mit Todesfolge für den einen oder anderen unachtsamen Wanderer kommen kann.

 

Vorsicht bissiger Hirtenhund

 

In Griechenland habe ich es schon oft erlebt, dass Hirtenhunde einen Narren daran fressen, vorbeifahrenden Pkws hinterherzujagen, aggressiv und lautstark bellend. Froh innerhalb der sicheren Ummantelung des fahrbaren Untersatzes zu sitzen, habe ich mich bislang noch nie vor der Begegnung mit einem echten Hirtenhund fürchten müssen.

 

Was dennoch zu beachten gilt: Bei Gefahr in Verzug, atme ruhig und langsam. Hunde können Angst riechen. Mach dich bestenfalls groß, indem du deine Arme zur Seite ausbreitest. Hunde spüren dann die Dominanz, die durch deine Größe ausgestrahlt wird. Mit viel Glück vertrollt sich das aufgebrachte Rudel und du kannst heil und unversehrt weiter deines Weges ziehen.

 

©Nicole Hacke

Schlangenbeschwörung

 

Schlangen sind mir in der Cinque Terre in Italien schon häufig begegnet, allerdings nur von hinten. Macht man viel Lärm, tritt man stark mit den Füßen auf, vibriert der Boden. Die Schlange ist gewarnt und flüchtet, bevor man ihr überhaupt vis-a-vis begegnen kann.

 

Solltest du jemals von einer Schlange gebissen werden, gilt es schnell zu handeln, das Gift aus der Wunde herauszusaugen, soweit möglich, die verletzte Stelle fest abzubinden, um den Fluss des Giftes zu stoppen, und schnellstmöglich Rettung zu holen (örtliche Bergrettung, Notruf absetzen)

 

Der Bärenflüsterer

 

Bären besänftigt man mit Honig. Wer es glaubt, wird selig. So viel klebrige Süße kann ein Wanderer allein gar nicht mitschleppen, um einen Bären honigduselig zu machen.

 

Was aber bei einer Begegnung mit den tollpatschig anmutenden Zotteltieren wirklich helfen soll, ist laut und fröhlich zu singen, denn dann sind die kräftigen Tiere gewarnt und lassen, wenn nicht gerade ausgehungert, jeden vor sich hin trällernden Wanderer in Ruhe.

 

Wegrennen ist in keinem Fall eine Option, sondern vielmehr eine Aufforderung für das Raubtier, alles sich Bewegende zu jagen.

 

Deshalb ist Totstellen die zweitbeste Überlebensstrategie neben dem Singen.


und zu guter letzt...

©Nicole Hacke / von Vradeto zur Vikos-Schlucht

 

sei einfach wachsam, beobachte deine Umgebung und hab vor allem ganz viel Spaß beim Wandern! Das wünscht dir von Herzen 

 


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