nachtwandern: Tipps und wanderziele für dein nächstliches abenteuer in der natur

WAS DU AUF NACHTWANDERUNGEN IN DER NATUR ERLEBEN KANNST

04. April 2021

UNAUFGEFORDERTE WERBUNG

Wanderer im abendlich schimmernden Pietzmoor

Langsam breitet sich die Sonne wie eine samtene Decke über den schwindenden Tag aus. Dabei verfärbt sich der Himmel zu einem kunterbunten Potpourri, der von irisierenden Wolkenschleiern kunstvoll durchzogen wird.

 

Noch eine halbe Stunde, dann wird sich der glutrote Ball mit seinen intensiven, leuchtenden, farbsatten Strahlen ein letztes Mal hinter dem Horizont aufbäumen, bevor er scheinbar in das morastige Nass des Pietzmoors eintaucht und sich stark errötend in den wohl verdienten Feierabend verabschiedet.

 

Fasziniert tauche auch ich ein in eine Welt, die jenseits der Wirklichkeit zwischen heute und morgen verborgen in den Geheimnissen der Nacht ruht.

 

Meine Schritte werden langsamer, mein Atem hörbar lauter, das Pochen meines Herzens wild und ungestüm. Über diese hausgemachte rhythmische Kakophonie bricht ganz unerwartet eine unerklärliche Stille herein, der ich andächtig und gespannt lausche. Umgeben von einem hörbaren Nichts, das die Natur von sich gibt, fühle ich mich wie zur Nachtruhe eingelullt in diese beruhigende, fast schon geborgene Lautlosigkeit.

 

Gleichermaßen verspüre ich aber auch eine unendlich große Freiheit in mir aufkeimen, die sich mit dem lauen Frühlingswind, der meine Haut sanft umfängt, zu einer unersättlichen Abenteuerlust hochschraubt. 

 

Über Bohlenstege durch das abendliche Pietzmoor

Wolkenzauber über dem Pietzmoor

Goldenes Licht im Pietzmoor

Mit der voranschreitenden Dunkelheit, die ihren Schatten sacht über das Land und das Moor legt, werden die Umrisse der Landschaft deutlich unschärfer, sie verschwinden gänzlich, bis sie sich im fortschreitenden Prozess der Dämmerung in der totalen Finsternis der Nacht auflösen.

 

Mit den ausfransenden Konturen entsteht plötzlich etwas Einzigartiges, etwas Großartiges, das an die Unendlichkeit des Universums anzuknüpfen scheint.

 

In dieser unendlichen Weite der grenzenlosen Landschaft breche ich auf zu einem besonderen Outdoor-Erlebnis, dass vielleicht sogar zu einem der magischsten Microabenteuer gezählt werden kann: das Nachtwandern!

 

Auch wenn mich meine allererste Nachtwandererfahrung als Kind bis heute nicht wirklich vom Hocker gerissen hat, so habe ich dennoch nachhaltig Blut geleckt und mich von althergeholten Ammenmärchen, Gruselgeschichten und Horrorszenarien auch später im Erwachsenenalter nicht abschrecken lassen.

 

Das Gegenteil ist eindeutig der Fall: Auf häufig erprobten Wanderungen, die ich in- und auswendig kenne, habe ich mich bereits an Nachtwanderungen auf Höhenwegen durch dicht bewaldetes Gebiet im Tal und durch Moorlandschaften gewagt.

 

Oft werde ich dann verständnislos gefragt, warum ich das mache und ob ich bei diesen nächtlichen Wanderaktionen keine Angst bekäme?

 

Nachtwandern im Pietzmoor

Lichtschauspiele im Pietzmoor

Sonnenuntergang über dem Pietzmoor

Da Angst immer ein schlechter Ratgeber ist, ich die Natur liebe, sie respektiere und auf sie vertraue, hat Angst dort und grundsätzlich in meinem Leben keinen Platz. Viel zu aufregend, erlebnisreich und erfrischend ist so eine Nachtwanderung, als dass ich mich dieser einmaligen Erfahrung entziehen könnte.

 

Der Motor für das "Warum" ist eindeutig: In einer Landschaft dem Puls der Nacht zu lauschen bedeutet für mich, in eine Welt einzutauchen, in der Zeit kein Faktor ist, das Heute und das Morgen irrelevant werden, einzig und allein der Moment zählt und man förmlich zwischen diesen Welten in einem Vakuum der Stille schwebend der geschäftigen Normalität des Alltags entfliehen kann.

 

Kein anderes Gefühl ist so berauschend und revitalisierend wie im Freien durch die Nacht hindurchzugleiten, frei, ungezwungen, mit entleerten Gedanken, das Leben und sich selbst just im Moment spürend.

 

Mit einem freigepusteten Geist, einem abenteuerlichen Erlebnis, das man, so oft man will, auf Wiedervorlage legen kann, einer veränderten Wahrnehmung, einem erneuerten Bewusstsein für Geräusche, Eindrücke und der grundsätzlichen Sinnesschärfung, erfährt man sich als Individuum grunderneuert und vielleicht sogar ein wenig demütig.

 

Und auch wenn Mut ein unabdingbarer Türöffner für eine genussvolle Nachtwanderung ist, sollten deine Bedenken und deine Angst diesen höchst individuellen Wandergenuss nicht vereiteln.

 

Mit folgenden Tipps und Erfahrungswerten, die ich dir wärmstens ans Herz legen kann, ist Angst kein Showstopper mehr und deine erste Nachtwanderung kann so zu einem einzigartigen Erlebnis der Superlative werden:

 

Wanderer über dem Farbenmeer im Pietzmoor

irisierende Farbwelten im Pietzmoor

Abendstimmung im Pietzmoor

Sechs hilfreiche tipps für eine gelungene Nachtwanderung

1. Ausrüstung und Kleidung

 

Da die Temperaturen in der Nacht deutlich abfallen, solltest du im Zwiebelprinzip an die Kleiderfrage herangehen. Deshalb ist Funktionsbekleidung auch immer die richtige Wahl. Decke dich bei einem Outdoorspezialisten mit Wanderhose, Funktionsshirt / Hemd, einer wind- und wetterfesten Jacke, einem Buffer und den perfekten Wanderschuhen ein. Ob crossfunktionale Trekkingschuhe für die moderaten, nicht alpinen Wanderungen oder ordentliche Wanderschuhe, die auch für alpines Gelände geeignet sind, die Entscheidung, wie fortgeschritten und erprobt im Wandern du bereits bist, bestimmen über deine Auswahl deiner Ausrüstung.

 

Ganz wichtig und unerlässlich für das uneingeschränkte Wandervergnügen bei Nacht ist definitiv eine Taschenlampe oder sogar noch eine Stirnlampe, damit du die Hände für deine Teleskopstöcke frei hast. Zur Not hilft dir auch dein Smartphone über stockdunkle Wanderpassagen hinweg, sofern du dich auf bekannten, nicht abschüssigen Wegen gut auskennst.

 

Bei einer längeren Nachtwanderung solltest du auch für Proviant sorgen. Ein warmes Getränk belebt die müden Geister und lässt dich nicht vor Kälte erstarren.

 

Im Folgenden meine Packliste:

  • Wander- oder Trekkingschuhe
  • Funktionsbekleidung, mehrlagig und wetterfest
  • Taschenlampe, Stirnlampe, notfalls auch das Smartphone als Lichtquelle
  • minimum 1 Liter Wasser oder Tee
  • Handy oder GSP-Gerät für den Notfall
  • ausreichend Proviant, je nach Dauer der Nachtwanderung

magische Sonnenuntergänge im Pietzmoor

2. Meide auf deiner Nachtwanderung Naturschutzgebiete

 

Naturschutzgebiete sollten auf Nachtwanderungen tabu sein, es sei denn, du möchtest die Nachtruhe seiner Bewohner unbedingt stören.

 

Aufgescheuchtes Wild oder grundsätzlich nachtaktive Tiere können dabei zu einer unkalkulierbaren Gefahr für dich werden (ich sage nur Bären, Wildschweine etc.). Genauso sollten Jagdgebiete vermieden werden, um Unfälle kategorisch auszuschließen.

 

Informationen über die Umgebung, das Wandergebiet und seine Bewohner gibt es in den örtlichen Touristenbüros oder auf den online Präsenz der jeweiligen Wanderregionen.

 

3. Die Wahl der Wanderroute - kenne deinen Weg

 

Bevor du dich in die Dunkelheit der Nacht begibst, solltest Du Dir Wanderwege und Routen aussuchen, die Du bereits mehrere Male bei Tag gegangen bist. Eine Route, die Du nicht kennst, die Dir völlig unbekannt ist, solltest Du unbedingt meiden, insbesondere wenn Du noch nie nachts zu Fuß unterwegs warst.

 

Schnell verliert man die Orientierung, wenn Konturen verwischen und das nächtliche Landschaftsbild plötzlich komplett anders aussieht als bei Tag. Eindeutig sicherer wirst du dich fühlen, wenn Du Streckenlänge, Dauer und Wegbeschaffenheit quasi blind in deinem Erinnerungsvermögen abgespeichert hast.

 

Achte ebenfalls darauf, dass du unbedingt befestigte Wege benutzt. Schnell stürzt man ansonsten über Gestrüpp, verwurzelte Pfade und Geröll.

 

4. Suche dir Wegbegleiter auf deiner Nachtwanderung

 

Solltest du dich selbst nicht alleine auf eine Nachtwanderung trauen, suche dir Wegbegleiter, die das nächtliche Abenteuer mit dir teilen wollen und vielleicht sogar geübter, erfahrener oder sogar routinierter auf nächtlichen Entdeckungstouren unterwegs sind.

 

Vertraue darauf, dass dich diese Menschen sicher durch das undurchsichtige Dickicht der Nacht geleiten werden. Lerne von ihren Erfahrungen und studiere aufmerksam ihr Verhalten in der Wildnis der Nacht.

 

das Pietzmoor in der Abenddämmerung

5. Starte im Morgengrauen oder in der Abenddämmerung

 

Die effektivste Methode, um sich langsam, aber sicher an die Finsternis zu gewöhnen, ist die Nachtwanderung entweder im Morgengrauen oder in der Abenddämmerung zu starten. So können deine Augen sich beispielsweise im abendlichen Licht langsam an die Dunkelheit gewöhnen. Auch bei aufgehender Sonne lernst du aus der Dunkelheit ins Licht zu wandern, was nicht nur ein aufregendes, sondern auch besonders befreiendes und erhebendes Naturerlebnis ist.

 

6. Und zu guter Letzt: Vertraue auf dich und deine Fähigkeiten, sei achtsam und langsam unterwegs

 

Lass dir von niemandem einreden, Nachtwandern sei nichts für dich, viel zu gefährlich oder unsinnig. Wenn du Lust darauf verspürst, mach es einfach. Mach es nicht alleine, nimm dir einen Gleichgesinnten zur Seite und starte durch.

 

Nutze dabei die Vollmondphasen und die Sterne als Wegweiser, da der Mond und selbst ein funkelnder Sternenhimmel als zusätzliche Lichtquellen äußerst dienlich sind. Nutze deinen Augen als Adapter. Obgleich sie im Dunkeln nicht so anpassungsfähig sind wie die einer Katze, kannst du dennoch bei schummrigen, leicht dämmrigen Licht relativ lange gut und ohne Taschenlampe deinen Weg sehen.

 

 

Sei langsam unterwegs, überstürze nichts und vor allem rase nicht durch die Nacht. Stolperfallen können wahre Gefahrenquellen sein, wenn du zu schnell eine Baumwurzel, eine Vertiefung oder einen Stolperstein auf dem Weg übersiehst. Hetze daher nicht und lasse deine Nachtwanderung locker und entspannt angehen. Gewöhne dich in Ruhe an die nächtliche Umgebung.


Folgende Nachtwanderungen kann ich Dir als Einsteiger empfehlen:

 

1. Talwanderung am Abend: von Garmisch-Partenkirschen nach Grainau

 

Diese herrliche Talwanderung ist fußläufig in 1,5 Stunden (one way) zu meistern. Vom Ortskern in Garmisch geht es zuerst durch die Ausläufer des Wohngebietes Richtung Riessersee geradewegs durch die Weide- und Wiesenlandschaften an der Kreuzeckbahn vorbei immer weiter geradeaus Richtung Hammersbach. Von dort läuft man ein kleines Stück entlang der Straße, die nach etwa 10 Minuten in einem Wiesenweg mündet, der direkt auf den Ortseingang von Grainau zusteuert.

 

2. Gipfelbesteigung im Morgengrauen: Nebelhornbesteigung auf 2224 m

 Die genaue Wegbeschreibung findest du unter folgendem Link:

 

#Gipfelbesteigung Nebelhorn - Glück auf 2224m

 

3. Höhenweg im Gebirge: der Kramerplateauweg in Zugspitzareal

 Die genaue Webgeschreibung findest du unter folgendem Link:

 

#Wandern in Bayern: Top Tipps für Wanderungen und Einkehrmöglichkeiten im Zugspitzareal

 

4. Moorwanderung am Abend: auf Bohlenstegen durch das Pietzmoor

 Die genaue Webbeschreibung findest du unter folgendem Link:

 

# Wandertipp Lüneburger Heide: Mystisches Pietzmoor und Osterheidenzauber

 

5. Schneeschuhwandern im Dämmerlicht

Anregungen für Wandereskapaden auf Rackets findest du auf folgendem Beitrag:

 

#Winterurlaub Südtirol:Schneeschuhwandern im Outdoorparadies Meran 2000


Zwei Fliegen mit einer Klappe schlägst du, wenn du tatsächlich kurz vor Sonnenaufgang oder kurz vor Sonnenuntergang in die Natur eintauchst. Das schönste Licht belohnt dich dann mit eindrucksvollen Fotomotiven.

 

Auch wenn Du keine Nachteule oder ein früher Vogel sein solltest. Probier es denn noch: Die Quälerei aus dem Bett lohnt sich.


Kommentare: 0