Inselfeeling in Blankenese: Treppensteigen, meer, strand und fischbrötchen

11. Mai 2021

UNAUFGEFORDERTE WERBUNG

Treppenviertel in Blankenese

Von prachtvollen Bauten, Reetdachhäusern und Blankeneser Vorgärten

 

Ab auf die Insel! Während ich so vor mich hinschlendernd durch das Blankeneser Treppenviertel stromere, überkommt mich ein euphorisches Glücksgefühl, das ich ansonsten ausschließlich im Urlaub verspüre. Der Enge der Innenstadt entkommen, genieße ich heute einen sonnigen und sehr entschleunigten Tag in Hamburgs reichstem Stadtteil, der auch als Inselparadies für enervierte Hamburger bezeichnet werden könnte.

 

Mit seinen pittoresken Vorkriegsvillen, Fischerhäusern und reetgedeckten Fachwerkperlen tauche ich abwechselnd mal auf, dann wieder ein in eine heile, unaufgeregte und beschauliche Welt, die als Kosmos für sich wenig mit dem 20 km entfernten Großstadtdschungel Hamburgs gemein hat und tatsächlich ein wenig südeuropäisches Inselflair versprüht.

 

Weiße Häuserfassaden, blaue Fensterläden und Türen und ganz viel maritimes Gedöns in liebevoll gestalteten Vorgärten erinnern an Ferien und unbeschwerte Sommertage bei einem Glas erfrischender Limonade auf einer hübsch bepflanzten Terrasse mit Meerblick.

 

Dass es sich bei dem Meer aber lediglich um die nahe gelegene Elbe handelt und der Sandstrand sich nicht irgendwo in griechischen Gefilden befindet, macht fast gar nichts, denn mit ein bisschen Fantasie mutiert Blankenese fast schon zum Santorini des Nordens.

 

Steil in Kaskaden herabfallend, fügen sich die unzähligen, eng aneinandergebauten Häuser in den hügeligen Ortskern ein, der von einem Treppenlabyrinth durchzogen vom Baursberg und dem gegenüberliegenden Süllberg formschön eingerahmt wird. Dabei grünt und blüht es an jeder Ecke, an allen Treppenaufgängen. Aus jedem Garten sprießt es kunterbunt. Und auch die Magnolienbäume, die just zu dieser Zeit in voller Blütenpracht stehen, komplementieren den zauberhaften Charme des weltentrückten Kleinods.

 

Lust bei einer Wanderung durch Blankenese all das zu erleben. Ich lad dich gerne auf eine Lesereise ein!


Inhaltsverzeichnis:

 

1. Detaillierte Tourenbeschreibung

2. Wander-Highlights

3. Einkehrtipps in Blankenese

4. Anreise & Fortbewegung


blühendes Blankenese im Frühling

Treppauf und Treppab, das hält auf Trab!

Frühlingserwachen in Blankenese

verwinkelte Gassen im Treppenviertel in Blankenese

1. Detaillierte Tourenbeschreibung

Bei meiner Ankunft am Blankeneser Bahnhof ist davon allerdings noch nicht viel  zu entdecken, denn das Treppenviertel liegt zurückgesetzt wie ein in die "Schäm-dich-Ecke" gestellter Pennäler im uneinsehbaren hinteren Teil des Ortskerns.

 

Nunmehr neugierig geworden, begebe ich mich geradewegs in Richtung Blankeneser Marktplatz, vorbei an der evangelisch lutherischen Kirche, direkt auf die kleine Einkaufsmeile mit ihren ausgewählten Boutiquen und Ladengeschäften zusteuernd, die ich in weniger als 10 Gehminuten hinter mir lasse.

 

Am Ende der belebten Straße sichte ich rechter Hand sogleich den Eingang zum Treppenviertel. Steil bergab lasse ich mich nun treppabwärts durch die sich schmal windende Strandtreppe treiben, meine Blicke immer wieder staunend auf die prachtvollen Bauten und die ebenso herrlich angelegten Blumengärten gerichtet.

 

Magnolienblüte im Treppenviertel

im Treppenviertel in Blankenese

es blüht so bunt in Blankeneses Vorgärten

5000 Stufen auf und ab durch das Treppenviertel

 

Aus dem Staunen kaum noch herauskommend, bemerke ich bei meiner groß angelegten Erkundungstour überhaupt nicht, wie viele Stufen ich bei meinem Rundgang durch das Treppenparadies von Blankenese bereits genommen habe.

 

Über 5000 Stufen sind es wohl insgesamt, die ich vom tiefsten Punkt an der Elbe kreuz und quer durch das malerische Viertel bis hoch zum Süllberg, der auf 75 m Höhe gelegen ist, erklimmen kann.

 

Bergsteigen im hohen Norden! Wer hätte wohl gedacht, dass genau das in Blankenese ansatzweise möglich ist.

 

am Elbstrand

an der Elbe in Blankenese

Segelboote auf der Elbe

in der Nähe des Hirschparks in Blankenese

Elbstrand, Römergärten, Fischbrötchen und ganz viel Meer

 

Schon nach wenigen 100 Stufen verspüre ich in meinen Waden ein leichtes Ziehen. An einem prächtigen Magnolienbaum pausiere ich für einen kurzen Moment, genieße die satte Pracht der zartrosafarbenen Blüten, die sich wie ein dichtes Baldachin in hohem Bogen quer über den Weg breiten und setzte, nachdem ich noch ein paar Fotos geschossen habe, meinen Weg in Richtung Elbstrand fort.

 

Unten angekommen genehmige ich mir ein Fischbrötchen, mache es mir auf dem goldbraunen Sandstrand bequem und lasse mich von der Sonne verwöhnen. Große Frachtschiffe ziehen in regelmäßigen Abständen an mir vorbei. Viele Tausend Tonnen schwer und so gewaltig wie mehrere Wolkenkratzer zusammen, lassen sie die enorm breite Elbe wie eine Miniatur-Badewanne wirken.

 

Mächtig beeindruckt beobachte ich noch weitere kleine Kähne und Frachtschiffe an mir vorüberziehen, bevor ich meine Erlebniswanderung entlang des breiten Sandstrands in Richtung Römergärten fortsetze.

 

Barfuß durch den Sandstrand marschierend, verlasse ich die Ausläufer des Ortes nach weiteren 20 Minuten und befinde mich alsbald auf einem begrünten Fleckchen Gartenkunst, das zwischen 1880 und 1890, inspiriert durch eine Italienreise, zu dem wurde, was es heute noch ist.

 

Sonnenanbetung am Elbstrand in Blankenese

am Elbstrand in Blankenese

Schifffrachter auf der Elbe

Berühmtheiten und Promidichte in Blankeneses Treppenviertel

 

Bereits in den 20er und 30er-Jahren  von der feinen Hamburger Gesellschaft frequentiert, wurden in den Römergärten Freilichtaufführungen gezeigt, die man seit 2005 wieder zu neuem Leben erweckt hat. Auf etwa 200 Besucher ausgerichtet, findet hier jedes Jahr in den Sommermonaten ganz großes Theater statt.

 

Dass Blankenese mit einer hohen Promi-Dichte aufwarten kann, mag man kaum glauben, wenn man bedenkt, dass dieses einst zu Dänemark gehörende Fischerdorf viel mehr Seefahrer und Pfeffersäcke zu seinen Bewohnern zählte, als große Berühmtheiten.

 

Altes Geld ganz sicher, aber neuer Reichtum? Viel zu viel schnörkelloses Understatement begegnet einem im Treppenviertel, als dass es prunkvoll überladen und sich zur Schau stellend seinen unzähligen Besuchern auf dem Präsentierteller offenbaren würde.

 

Und doch: Karl Lagerfeld lebte einst in unmittelbarer Nähe des Süllbergs, Otto Waalkes und Cosma Shiva Hagen tun es immer noch. Und sogar der Komponist Johannes Brahms ließ sich vom ungestörten Zauber des ruhigen Lebens am Wasser im Jahre 1863 für drei Monate zu kompositorischen Höhenflügen verleiten.

 

am Strandweg in Blankenese

bunte Blumenpracht in den unzähligen Vorgärten des Treppenviertels

Frühlingserwachen im Treppenviertel

Dem Bus 48 folgend durch enge Gassen höher steigend

 

Dem Bus 48 hinterhereilend, der auf seiner schönsten Route entlang des Strandweges durch das Treppenviertel  den steilen Waseberg hinauffährt, nehme ich auf meinem Rückweg von den Römergärten nach Blankenese seine Fährte auf, die sich als nicht unerheblich gefährlich für Wanderer herausstellt.

 

Immer wieder springe ich den mir entgegenkommenden Automobilen aus dem Weg, was mir mit Ach und Krach gerade mal so eben gelingt. Denn es ist ein Rennen bis zur nächsten Treppenflucht, die sich in mehreren Metern Abstand linker oder rechter Hand der Hauptstraße vor mir auftut - und in die ich mich retten kann, just bevor schon das nächste Auto wieder um die Ecke gebraust kommt.

 

Doch nach ein paar weiteren Metern entdecke ich ein Fußgängerschild, dass fernab der motorisierten Straße den Weg in Richtung Süllberg weist. Nun geht es die wohl steilste Treppenpassage für schnappatmungswürdige fünf Minuten bergauf.

 

Oben angekommen hole ich ein paar Mal tief Luft und erfreue mich an dem herrlichen Ausblick über das Treppenviertel. Weit in der Ferne schimmert die von der Sonne angestrahlte Wasseroberfläche der Elbe funkelnd im nachmittäglichen Licht.

 

Wüsste ich es nicht so genau, dann müsste ich tatsächlich glauben im Paradies zu sein.

 

auf dem Weg zum Hirschpark Richtung Teufelsbrück

Wanderung zum Hirschpark in Blankenese

Gastronomisches Highlight auf dem Süllberg: Das Seven Seas

 

Nach ein paar genussvollen Minuten an Ort und Stelle verweilend, mache ich mich weiter auf den Weg in Richtung Süllberg.

 

Bekannt für die exquisite Küche des Sternekochs Karl-Heinz Hauser, offeriert das Seven Seas gehobene Gastronomie für den genussverwöhnten Gaumen - hoch oben auf dem höchsten Punkt des Süllbergs thronend, der als Überbleibsel der letzten Eiszeit ehemals eine Burg beherbergte.

 

Durch lichte Waldabschnitte windet sich der schattenspendende Weg nunmehr auf direktem Weg zur letzten Bastion des Treppenviertels. Zwischen vereinzelten Baumreihen blitzt auch schon das Türmchen des Gastrotempels imposant hindurch.

 

Ein paar Schritte noch und ich stehe vor dem großzügigen Treppenaufgang, der mich direkt auf das Hauptportal des feinen Hauses zusteuern lässt.

 

Schmucker und elitäter geht es fast schon gar nicht mehr.

 

am Süllberg unterhalb des Gastrotempels Seven Seas

das weiße Haus in Blankenese

Wanderung Richtung Teufelsbrück zum Hirschpark und zum Witthüs

 

Zügig laufe ich, nachdem ich das hochherschaftliche Anwesen eingehend inspiziert habe, die vielen Treppenstufen erneut hinunter bis zum Strandweg, diesmal aber in die entgegengesetzte Richtung, den Hirschpark aufsuchend, der sich in einem Waldstück in der Nähe des Weißen Hauses (besser bekannt als das Sternerestaurant Witthüs), befindet.

 

Entlang der Elbe unterhalb des Waldsaumes mit Blick auf ausufernde Grünflächen und wunderschön gepflegte Parkanlagen wandert es sich immer eben ab und in schattiger Umgebung so weit die Füße tragen, zumindest aber bis zum nächsten Fähranleger in Teufelsbrück. Doch bevor ich Teufelsbrück erreiche, führt nach einer guten halben Stunde ein Treppenaufgang hinauf zum Blankeneser Wald direkt in den Hirschpark.

 

Inmitten der hellen Lichtung bestaune ich die satt und zufrieden wirkenden Rehe. Danach lustwandele ich förmlich vor mich hin und entdecke nach geschlagenen 10 Minuten einen weißen Prachtbau, der wie das Washingtoner "Weiße Haus" anmutet, nur deutlich kompakter in Größe und architektonischer Opulenz.

 

Direkt dahinter befindet sich das auf den Wegweisern ausgeschilderte Witthüs. Von einem akkurat gepflegten Ziergarten umrahmt, wirkt das ländliche Anwesen wie ein Relikt aus längst vergangenen Tagen. Romantische Zweisamkeit bei gehoben saisonaler Küche könnte man hier angemessen zelebrieren, sinniere ich und mache mich nach vielen Stunden im Freien auf den Heimweg.

 

Ein sonnenverwöhnter, erlebnisreicher Tag auf einer imaginären Insel neigt sich unmittelbar gen Ende.

 

Es ist meine Inselwelt, die ich Blankenese nenne.


2. Wander-Highlights

  • Der Blankeneser Bahnhof aus dem Jahr 1867 ist der älteste Bahnhof Hamburgs und besonders sehenswert.
  • Picknick am Falkensteiner Ufer bei einem Fischbrötchen mit Blick auf den Leuchtturm.
  • Abstecher vom Römischen Garten in den Waldpark Falkenstein.
  • Auf dem Baursberg das Denkmal des Wasserwerks bestaunen.
  • Richtung Teufelsbrück entlang des Strandweges in den Hirschpark und zum Witthüs laufen
  • Rundgang durch das Blankeneser Treppenviertel mit seinen 5000 Stufen.

3. einkehrtipps in blankenese

typisches Reetdachhaus im Treppenviertel von Blankenese

Nach einem ausgiebigen Rundgang durch das Treppenviertel von Blankenese sollte man sich bei einer kleinen Rast für weitere Erkundungstouren stärken. Das Café Schuldt unterhalb des Süllbergs ist  eine besondere Anlaufstelle, wenn man auf der großzügigen Terrasse des Freiluftcafés sowohl den herrlichen Blick auf das Treppenviertel als auch die selbstgemachten Kuchen genießen möchte.

 

Wenn dabei dann noch die Sonne scheint, ist so gut wie alles paletti.

 

Ebenfalls nett und muckelig ist der Treppenkramer, der neben Kaffee und Kuchen auch französische Spezialitäten serviert. Dabei kann man draußen an kleinen Tischen im Sommer die vorbeiflanierenden Touristen und Einwohner ganz unauffällig beobachten.

 

Ein bisschen "Savoir Vivre" so wie in Frankreich. Was will man da noch mehr?

 

Café Treppenkrämer im Treppenviertel

Und wem das nun überhaupt nicht genügen sollte, der hat immer noch die Möglichkeit hoch oben auf dem Süllberg im Seven Seas oder im Deck 7 gehobene regionale Küche zu degustieren. Dem Portemonnaie sind dabei keinen Grenzen gesetzt, sofern das nötige Kleingeld zur Verfügung steht.

 

Café Schuldt unterhalb des Süllbergs


4. anreise & Fortbewegung

  • Mit der S1 oder S11 vom Hauptbahnhof oder Jungfernstieg bis zum Endbahnhof in Blankenese.
  • Oder mit dem Bus 22 ab Kellinghusenstraße über Hagenbecks Tierpark nach Blankenese.

Kommentare: 1
  • #1

    Daniela (Freitag, 29 Dezember 2023 19:25)

    Hallo,
    Das klingt wirklich toll. Wie lange ist der Weg etwa in km und wie lange hast du gebraucht? Bzw. Hast du den Weg vllt zum Nachlaufen getrackt? Viele liebe Grüße!