GEHEN ALS BEFREIUNGSSCHLAG GEGEN DIE HEKTIK IN TURBULENTEN ZEITEN
01. März 2021
UNAUFGEFORDERTE WERBUNG
Hinüberscher Garten Marienwerder
Langsam setzte ich einen Schritt vor den anderen, atme tief ein und wieder aus. Ein Rhythmus entsteht, der in der Monotonie des Ablaufs so beruhigend und entspannend auf mich wirkt, dass ich, während ich so weiter vor mich hin gehe, fast schon schläfrig in einen traumduseligen Zustand entgleite.
Stunden bin ich so vor mich hin marschiert, habe bewusst jeden Atemzug gespürt, jeden Schritt wahrgenommen und fühle mich, nachdem meine Lungen mit Sauerstoff prall gefüllt sind, leicht, schwerelos und berauscht.
Corona sei Dank, habe ich durch die massive Entschleunigung meinen Fokus nun noch mehr auf meine zwei Beine und meine zwei Füße verlagert. Sie sind mir noch wichtiger geworden als in all den Jahren zuvor, in denen ich es mir meistens couchsurfend gemütlich fläzend auf meiner Chaiselongue eingerichtet hatte, ohne zu bedenken, was Trägheit eigentlich mit einem Menschen macht.
Geistige Verwahrlosung, frühzeitiger körperlicher Verfall und mentaler Abbau sind nur einige der Risikofaktoren, die statisches Herumsitzen und notorischer Bewegungsmangel mit sich bringen, mal ganz abgesehen von den gesundheitlichen Schäden, die langfristig ihre Spuren in unserem inaktiven Leben hinterlassen.
Ich wollte irgendwann nicht mehr zu der Fraktion „Stillstand“ gehören und entschied mich zum „Draußenunterwegssein“. Anfänglich noch über meine mangelnde Kondition und Ausdauer frustriert, entwickelte ich mich mit der Zeit mit ganz viel Durchhaltevermögen zu einem kleinen „Powerball“ aus Energie, Kraft und Vitalität.
Winter im Hinüberschen Garten Marienwerder
Langläufer im Hinüberscher Garten Marienwerder Hannover
Es machte plötzlich wieder Spaß, die Berge rauf und runterzulaufen. Was ich mir so mühselig durch Schweiß und Tränen hart erarbeiten musste, lief irgendwann wie von selbst. Gehen als Selbstgänger sozusagen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn genau dafür sind wir Menschen ja gemacht.
Gehen! Wenn ich bedenke, wie ich so als Kind konditioniert war, dann muss ich zu meiner eigenen Schande gestehen, dass ich viel, viel lieber saß, auf irgendeiner Krabbeldecke im Vierfüßlerstand gemach vor mich hinschaukelnd, aber nie proaktiv genug, um mal die Beinchen aufzustellen und den Versuch des Gehens zu starten.
Als mir zu guter Letzt die Erkenntnis kam, dass mit dem Gehen auch das Abenteuer, das Entdecken und die Freiheit riefen, war klar, ich muss unter allen Umständen gehen!
Und dann lief es plötzlich wie von selbst, nämlich gehend! Seitdem benutze ich lediglich meine zwei persönlichen und äußerst zuverlässigen Gehgehilfen. Weder automobile Untersätze noch sonst irgendwelche vier oder zweirädrigen Begleiter können mich umstimmen, vor der Fortbewegung auf zwei Beinen Halt zu machen.
Zugegeben, ich kann weder Autofahren noch richtig gut Fahrradfahren. Kontrollverlust ist nicht so mein Ding. Und deshalb bleibt der Schuster eben bei seinen Leisten und ich mit den Füßen so ganz und gar auf dem Boden. Verhaftet mit der Erde, die einzig wahre Verbindung, die wir jemals mit der Natur und uns selbst eingehen können.
Geerdet sein, das ist doch die ultimative Maxime in so nachhaltigen Zeiten wie diesen oder etwa nicht?
Hinüberscher Garten Marienwerder
See mit Insel Hinüberscher Garten Marienwerder Hannover
Und dennoch ernte ich immer noch viel zu häufig kopfschüttelndes Negieren von den Menschen, die den Fortschritt den rasanten PS unter ihren Allerwertesten zuschreiben. Dabei wäre Schritt halten können, damit die Seele ab und zu auch mal mitkommt, viel sinnbringender und gesünder. Der Luft und der Umwelt täte es zudem auch mal ganz gut, den Pauseknopf der 180 PS gedrückt zu sehen.
Und dennoch: Erzähle ich den Menschen in meinem Umfeld, dass ich mal so eben aus purer Lust und Laune 15 km am Stück von A nach B gewandert oder eben auch nur gegangen bin, dann bekomme ich die typischen Fragen, wie beispielsweise „Warum machst du das?“ oder „Hast du nichts Besseres zu tun?“, salopp, gedankenlos und ehrlicherweise wenig reflektiert an den Kopf geknallt.
Zugegeben, es ginge wohl schneller, Einkäufe und andere lästige Alltagsaufgaben mit dem Auto zu erledigen. Mal so eben schnell hinfahren und ebenso flugs wieder zurückkommen. Zeit ist schließlich Geld und die ist knapp, wenn man sie für langatmige Spaziergänge oder fußläufige Unternehmungen einfach so opfern würde.
Hexenturm Hinüberscher Garten Marienwerder
Dabei ist doch gerade das Gehen der wahre Luxus schlechthin, zumal in einer so schnelllebigen Zeit, die sich vor Hektik und Betriebsamkeit kaum noch retten kann. Gerade dass man mit Ach und Krach atemlos nach Luft geschnappt hat, hetzt man auch schon wieder zur nächsten Gelegenheit oder Verpflichtung.
Eine Aufgabe jagt die nächste – und wir alle oftmals kopflos hinterher.
Nicht so ich! Ich gehe! Langsam, bewusst und mit Bedacht! Und nehme mir ganz frech und frei die Zeit, die sonst keiner hat. Wie impertinent von mir.
Und es kommt noch doller: Jüngst, na ja, einen Sommer ist es doch schon her, da unternahm ich im Wiener Vorgebirge eine Wandertour auf den Gipfel der Rax. Knapp 1200 m musste ich dabei überwinden, was auch gar nicht so wahnsinnig schwierig war.
Als mir aber plötzlich eine Wandergruppe auf dem Weg noch oben entgegenkam, barfuß über Stock und Stein hüpfend wie jungdynamische Gämse, schlug es mir fast den Unterkiefer auf das Brustbein. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Fasziniert und total verdattert ging mir dieses Erlebnis bis zum heutigen Tag nie wieder aus dem Kopf.
See mit Insel Hinüberscher Garten Marienwerder
Voller Bewunderung staune ich noch immer über dieses für mich vorstellbar unvorstellbar schmerzhafte und kräftezehrende Unterfangen.
Dazu muss man wissen, dass ich zwar gerne auf ebenen Grund und ganz besonders zu Hause in meiner Wohnung barfuß laufe. Über Stock und Stein hingegen, und seien es auch nur aalglatte Kieselsteine, komme ich nackten Fußes kaum richtig aus dem Tritt und watschele zur allgemeinen Belustigung meiner schadenfrohen Mitmenschen ungelenk wie eine verhinderte Ente drollig vor mich hin.
Eher singe ich irgendwann noch einmal ein Duett mit dem weltbesten Tenor, als dass ich barfuß den noch so kleinsten Gipfel bezwingen werde.
Quantelholz Hinüberscher Garten Marienwerder
Winterbad im Hinüberscher Garten Marienwerder Hannover
Vielleicht aber mache ich mir einfach die Mühe und übe, übe, übe. Denn, wie sagt bereits das Sprichwort: Übung macht den Meister. Und der fällt bekanntlich nicht einfach so vom Himmel.
Und Wunder brauchen immer auch eine Zündung, damit sie passieren können. Ich habe die Hoffnung somit noch längst nicht aufgegeben, dass ich das Barfußgehen zukünftig zu meinem Lieblingshobby auserwählen werde.
Ihr habt es sicherlich unlängst bemerkt. So oft wie ich das Wort Gehen in den Mund nehme, kann man es wahrscheinlich bald schon nicht mehr hören. Doch es ist, wie es ist: Gehen ist meine zweite Natur. Meine erste ist die Kreativität, die ich überhaupt erst aus der Bewegung schöpfe.
Hinüberscher Garten Marienwerder Hannover
Gehen, Wandern, Bewegung im Allgemeinen – ja, das alles macht frei, macht frei im Kopf, pustet die unsinnigen 70.000 überflüssigen Gedanken, die tagtäglich auf uns einprasseln, im Nu weg und schafft Platz für das Wesentliche, für die hochgradig wichtigen Dinge im Leben.
Und mit dieser Entleerung, die mich frei von allem Unproduktiven macht, erlebe ich nicht nur stressfreie Zeit, sondern eben auch ein Höchstmaß an kreativer Schaffenskraft. Geboren aus dem Gehen, das zu Muße, Entschleunigung und geistigem Antrieb führt, entsteht für mich eine andere, qualitativ höherwertige Dimension des Seins.
Gehen ist pure Lebensqualität und das tolle daran: Es kostet nichts, nicht einen Cent!
Hinüberscher Garten Marienwerder
Also schnappt euch eure Füße, klemmt sie euch unter die Beine, lasst euch den Wind um die Nase pusten, erlebt die Natur, die Freiheit, das pure Glück, den Puls des Lebens da draußen spüren zu können und lauft euch die Krisen, Sorgen und negativen Gedanken, die euch plagen, einfach von der Seele.
Glaubt mir, das funktioniert!
Und wenn ihr wollt, nehme ich euch gerne auf meine Eskapaden ins Paradies der gehenden, wandernden Fraktion mit.
Schlussendlich wisst ihr ja jetzt, dass ihr gehend mit mir die Welt entdecken könnt.
Denn nur „Wer geht, entdeckt die Welt!“
©Nicole Hacke
Habt ihr Blut geleckt? Wollt ihr noch mehr erfahren über das schönste Vergnügen der Welt?
Folgt mir einfach unauffällig auf meine unzähligen Wandereskapaden in die Natur, in die Schönheit der grünen Fachwerkoasen, in die gewaltigen Bergwelten, auf Gipfel, schwindelerregende Höhen, panoramareiche Aussichtspunkte und erlebt mit mir faszinierende Naturparks, historische Landschaftsgärten und die gewaltigen Gebirgskulissen des ehemaligen Zuhauses der griechischen Götter.
Lasst euch von "Wanderverliebt" inspirieren!
Ich freue mich auf euch!
Eure